Die Weisheit “Geld regiert die Welt” gilt dieser Tage weiterhin. Ein Blick auf die Vergütungspolitik in großen Unternehmen wirft nicht nur Fragen auf, sondern entfacht regelrechte Kontroversen. Insbesondere die Gehälter der Vorstände stehen im Fokus der Diskussion, während gleichzeitig der Druck auf Unternehmen steigt, ökologische Verantwortung zu übernehmen.
Vorstandsvergütung: Es geht nach oben. Es ist kein Geheimnis, dass die Vorstandsgehälter in vielen Unternehmen steigen. Inflationsanpassungen gibt es auch hier. Man muss sich rechtfertigen. Befürworter argumentieren, dass Top-Führungskräfte eine Schlüsselrolle bei der Steuerung von Unternehmen spielen und daher entsprechend entlohnt werden sollten. Kritiker hingegen sehen darin eine eklatante Ungleichheit, besonders wenn die (nachhaltige oder relative) Leistung des Unternehmens nicht im Einklang mit den Gehältern steht.
Say-on-pay: Die Stimme der Aktionäre. Die Rufe nach Transparenz und Mitspracherecht sind laut. Das Konzept des “Say-on-pay” setzt sich immer mehr durch. Doch in der Praxis ist die Umsetzung der konsultativen HV-Abstimmung über die Vergütung nicht immer so einfach. Oftmals bleibt die Abstimmung nur auf dem Papier, ohne tatsächlichen Einfluss auf die Entscheidungen der Unternehmensführung zu nehmen. Es fehlt an Kommunikation und Verständniswillen. Es dauert. Nicht jeder Aufsichtsrat ist gedanken-flexibel besetzt.
Ökologische Performance: Say-on-climate. Während Unternehmen zunehmend betonen, wie wichtig ihnen Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften sind, stellt sich die Frage, ob diese Bekenntnisse mehr als nur Lippenbekenntnisse sind. Allein gesetzlich gibt es eine Vielzahl von konkreten Maßnahmen und Zielen. Der Ruf nach mehr Transparenz in Beuzug auf die schnelle Umsetzung dieser Ziele wird lauter. Die Forderung nach Say-on-climate-Beschlüssen – ein HV-Beschluss, z.B. analog zu dem Say-on-pay – ist nur eine Facette dieser Diskussion, die zusätzlich Druck erzeugen kann.
Haftung. Inmitten dieser Diskussionen um Vorstandsvergütung und ökologische Ziele bleibt eine entscheidende Frage oft unbeantwortet: Wer trägt die Verantwortung, wenn die Unternehmensführung ihre Ziele nicht erreicht? Die Forderung nach klar definierter Verbindung von Vorstandsvergütung und Nachhaltigkeitszielen (oder einer Haftung durch Claw-Back-Klauseln) wird lauter. Es geht nicht nur um finanzielle Konsequenzen, sondern auch um ethische und moralische Verantwortung.
Fazit: Die Verbindung zwischen Vorstandsgehältern und ökologischen Unternehmenszielen ist komplex und vielschichtig. Aktionärstransparenz und deren Einbindung in den Entscheidungsprozess ist ein Zwischenschritt und liefert nötige Legimitation. Aber auch klare Haftungen könnten der Schlüssel zu einer gerechteren und verantwortungsbewussteren Wirtschaft sein. Es ist an der Zeit, nicht nur über den Tellerrand zu blicken, sondern auch über den Geldbeutel hinaus, um eine nachhaltige Zukunft für Unternehmen und Gesellschaft zu gestalten. Bevor es der Gesetzgeber tut.
Im Börsen-Kurier Nr. 46 am 16. November veröffentlicht von:
Florian Beckermann
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