Es ist kein Geheimnis, dass die zweite Trump-Administration das Thema der Strafzölle gegen die EU hoch priorisiert. Das Tempo ist rasant. Die EU-Vertreter hocken schwitzend daneben und hoffen, dass es schon nicht so schlimm werden könnte. Doch Donald Trump liebt die Eskalation und die EU ist ein gefundenes Opfer? Abwarten.
Strafzölle erzeugen ein Lose-Lose-Szenario. Sie verteuern Importe, sie erzeugen höhere Kosten für Verbraucher. Eine steigende Inflation ist oft die Folge. Globale Lieferketten werden gestört und auch hier verteuern sich die Produkte für den Endverbraucher. Die gesamte Wettbewerbsfähigkeit leidet – Arbeitsplätze, Wirtschaftswachstum sowieso. Die Vergeltungsmaßnahme – Gegenzoll – belastet die Situation weiter. Investitionen in solchen Szenarien unterbleiben, eine globale Produktionsverlagerung setzt ein. Darüber hinaus werden nicht wettbewerbsfähige Unternehmen am Leben gehalten, mit entsprechenden verheerenden Konsequenzen später. Letztlich leiden insbesondere niedrige Einkommen besonders unter dieser Situation.
USA und EU beglücken sich bereits heute mit Zoll-Böswilligkeiten (z. B. für Eisen-, Stahl- und Aluminiumerzeugnisse). Am 12. März werden dann 25 % hierfür aufgeschlagen. Die EU revanciert sich mit Zöllen gegen Produkte aus US-Bundesstaaten, die Trump unterstützt haben, z. B. Harley Davidson in Florida.
Wie könnte man einem Eskalationsszenario durch umfassende Importzölle begegnen? Einstweilen kaufen die US-Amerikaner europäische Produkte und bezahlen in Dollar. Was wiederum zum Kauf von US-Anleihen oder Aktien führt. Die Finanzkraft landet partiell wieder in Europa. Bekanntermaßen sind US-Fonds die größten Investoren auf den europäischen Märkten. Ihre Erträge übertreffen gar europäische Profite in den USA. Ähnlich geht es den Einkünften aus US-Dienstleistungen gegenüber der EU, auch hier hat die EU ein Defizit.
Der österreichische Ökonom Gabriel Felbermayr sieht hierin eine Chance, einen wirkungsvollen Gegenschlag zu setzen, indem man einen Strafzoll hier ansetzt. Was bei Dienstleistungen noch aussichtsreich erscheint, kann gerade bei Kapitaleinkünften nach hinten losgehen. US-Fonds haben selten Probleme damit, ihre Investments mit Verlust zu verkaufen. Emotionalität gibt es nicht. Der Verlust wäre enorm, da sie selbst als Käufergruppe ausfielen. Europäische Investoren/Anleger sind zwar finanziell in der Lage, gegenzuhalten, doch die europäische Aktienkultur würde die Chance nicht ergreifen (können), selbst wenn man den Willen dazu besäße. Gleichermaßen darf man das Exposure europäischer Anleger in den USA nicht vergessen, es ist massiv. Ein Gegenzoll hätte ähnliche Effekte. Ein fulminanter Börsenabschwung wäre jedenfalls zu erwarten.
Angesichts der kurzen Zeitachse Trumps in Sachen Strafzölle, scheint eine Beruhigung der Lage politisch nicht einzutreten. Zu leicht ist politisches Kleingeld verdient, zu spät werden die katastrophalen Folgen sichtbar. Die Abschreckung durch eigene Defizitsektoren Trump von einer weiteren Eskalation abzuhalten, ist ein gefährliches Spiel – aber nicht verloren. Besser wäre jedoch für alle, das Spiel gänzlich sein zu lassen.
Im Börsen-Kurier Nr. 10 am 06. März 2025 veröffentlicht von:

Florian Beckermann
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