Viele österreichische Aktiensparer versetzt der aktuelle Kursverfall der Immofinanz AG in helle Aufregung. Nicht wenige suchen den Weg zum IVA – Interessenverband für Anleger um ihren Sorgen Ausdruck zu verleihen. In der Tat hat die Immofinanz innerhalb eines Monats rund 44,5% ihres Börsenwertes eingebüßt. Der Kurs fiel von Anfang September bei 32,35€ auf aktuell rund 17,94€, in Ziffern 14,41€ Verlust, bei relativ hohen Umsätzen. Nicht weniger als 20 börsenrechtliche Beteiligungsmeldungen wurden in diesem Zeitraum veröffentlicht. Grund genug für viele, die Alarmglocke zu schlagen und nach Gründen zu suchen.
Gleich vorab: Die Suche nach fundamentalen Unternehmensdaten, die eine solche Entwicklung operativ untermauern könnten, verläuft im Sand. Es gibt keine besonderen Erkenntnisse. Der nächste Anhaltspunkt wäre der bevorstehende Gesellschafterausschluss (Squeeze-out) der Tochter S Immo AG, der für die außerordentliche Hauptversammlung am 14. Oktober angesetzt ist. Diese Maßnahme ist grundsätzlich problematisch, entwickeln sich nicht nur strategisch oder finanziell diverse Fragestellungen, sondern auch steuerlich kann es teuer werden. Allein für die außenstehenden Aktien werden nicht weniger als 150 Mio€ fällig sein – Tendenz eher höher. Wenn dann noch die Immofinanz die S-Immo-Anteile der gemeinsamen Mutter CPI Property Group (CPI) des tschechischen Milliardärs Radovan Vitek übernehmen soll, wird es finanziell kräftig.
Nicht wenige sehen in der CPI den zentralen Spieler und letztlich Zielprofiteur vieler Maßnahmen. Verhandlungen über einen Merger zwischen CPI und Immofinanz wurden bereits begonnen, so eine Ad-hoc-Meldung im kritischen Zeitraum. Konsequent weiter gedacht, ist der aktuelle Kursverfall vorteilhaft für Viteks Struktur. Auch hieran kann sich ein valider Exit-Wunsch manifestieren.
Wesentlich für den Kursverlauf muss die Beteiligung von Klaus Umek gesehen werden. Die über viele Monate aufgebaute Position bishin zum zweitstärksten Einzelaktionär nach CPI wurde in den vergangenen Wochen stark reduziert. Gewinntmitnahmen dürfen bezweifelt werden. Vielmehr könnten oben genannte Gründe zu der Erkenntnis Umeks geführt haben, dass CPI noch sparwütiger ist, als die Personenidentität von CEO Radka Doehring für Immofinanz und S Immo vermuten lässt. Viellelicht aber auch nicht.
Diese Melange ist für viele im Streubesitz undurchsichtig, komplex und mit bitteren Verlusten verbunden. Als eine der wenigen Gesellschaften im totalen Streubesitz in der Zeit vor CPI oder Ronny Pecik war Immofinanz wenig kursvolatil. Dies ist nun anders. Größere Volumina wirken in engen Marktlagen stark.
Die Finanzmarktaufsicht ist regelmäßig in solchen Situationen sehr wachsam. Ein Einschreiten der Aufsichtsbehörden wird jedoch selten öffentlich bekannt – ein Habitus der bereits länger kritisiert wird. Sohin ist der Kursverlauf objektiv der reinen Marktlage zuzurechnen und diese stellt fest: Keine Käufer zum gewünschten Preis vorhanden.
Im Börsen-Kurier Nr. 41 am 10. Oktober 2024 veröffentlicht von:
Florian Beckermann
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