Bitcoin: Vorsicht muss bleiben

Viele Mitglieder des IVA haben eine grundsätzlich kritische Haltung zu Kryptowährungen. Nicht wenige teilen die Ansicht, dass deren Existenz die globale Nachfrage nach Geldwäsche widerspiegelt. Doch seit 15 Jahren beschäftigt sich die Investorenszene mehr oder weniger zumindest mit der populärsten Kryptowährung Bitcoin. Mit der Zulassung eines börsengehandelten GoldmanSachs-ETFs bei der SEC im vergangenen Jahr erreicht sie einen Massenmarkt. Nicht zuletzt der Hype, den US-Präsident Donald Trump um die Währung entfachte, führte zu einem fulminanten Anstieg über 100.000€ im Wechselkurs. Wobei ein eigenes Interesse an der Wirksamkeit seines Memecoins hinzugedacht werden muss – ob seine Euphorie darüberhinaus positiv anhält, ist unklar. Jedenfalls nutzen viele Dienstleister diesen Boom für sich. Eine Industrie findet ihren Weg in den Finanzmarkt.

Der Erfolg hat viele Gründe: Neben dem politischen Rückenwind kommt seit Jahren ein Vertrauensverlust gegenüber der traditionellen Investmentindustrie den Kryptos entgegen. Die unübersichtliche Marktsituation der üblichen Inflationssicherungsinstrumente, zB Gold, trägt dazu bei. Alternativen sind gefragt. So mischt sich bei vielen Anlegern stetig und interessiert Bitcoin ins Portfolio. Die Negierung von Krypto durch Anleger lässt mithin nach, man will dabei sein. Zuweilen auch nur in geringem Ausmaß. Weniger Gier, mehr Interesse scheint die Motivation zu beeinflussen.

Kritische Haltung ist weiter notwendig: Es ist nicht zu vernachlässigen, dass inbesondere Bitcoin für die größten Finanzskandale der jüngeren Vergangenheit gesorgt hat. Die Milliardenpleite der Plattform FTX unter der Führung von Sam Bankman-Fried ist allen noch in Erinnerung – Bitcoin Tiefstkurs rund 17.000€.

Des Weiteren steigt die kriminelle Energie mit steigendem Wert parallel. Milliarden in der Digitalwährung verschwinden jedes Jahr. Den Opfern ist es oft zu peinlich, eine Anzeige zu erstatten. Hunderte Millionen Dollar in Kryptowährungen werden weiterhin als Lösegeld für kriminelle Hackerattacken jährlich gezahlt – von illegalen Aktivitäten im Darknet ganz zu schweigen. Nur mit höchsten Compliance-Standards kann heir eine Legalitätszone geschaffen werden, die letztliche eine Etablierung dauerhaft ermöglicht.

Kapital heißt Verantwortung: In diesem Sinne muss sich jeder Investor überlegen, wem es nützt, wenn man nicht-staatliche Währungen bzw. Zahlungsformen unterstützt und westlich-geprägte, globale Leitwährungen erodiert? Dies ist alles zusätzlich zum Kursrisiko zu bedenken. Bekanntermaßen kein unpolitisches Kursrisiko, weitgehend losgelöst von wirtschaftlichen Prämissen. Natürlich ist in jeder Anlageform ein Risiko enthalten. Innovation inkludiert oft ein erhöhtes Risiko. Insbesondere rein künstliche Formen bedingen eine erhöhte Abhängigkeit. Die enstprechende Risikoabwägung, ja der Spekulationswille, sollte weiterhin die Beträge des Investments bestimmen.

Im Börsen-Kurier Nr. 5 am 29. Jänner 2025 veröffentlicht von:

Florian Beckermann

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