Der Beginn der Fastenzeit markiert traditionell die satirische Abrechnung mit spaßfreien Insitutionen. Sie entlockt ein Schmunzeln, wo es nichts zu lachen gibt. Die Europäische Zentralbank ist eine solche dogmenhafte Institution. Unfehlbar ist sie keineswegs. So leistet unser aller Geldhaus valide Beiträge zur Realsatire. Weigehend rechenschaftslos dilettiert Christine Lagardes Südländer-Samaritertruppe mit der Inflation. Das hat Auswirkungen, die wir Anleger nur zu gut kennen. Beinahe 13 Jahre lang versuchte man Inflation zu erzeugen. Jeder erinnert sich an das 2%-Inflationsziel und Negativzinsen – eine Anlegergeldverbrennung. Erst die Covid19-Geldschwemme und die Energiepreisschocks des Ukrainekrieges weckten die Frankfurter Inflationsschlafwandler.
Nach einigen Monaten konnte man sich zu Leitzinserhöhungen durchringen. Um dann festzustellen, dass sie kaum in der Lage sind, die Inflation zu bremsen. Aktuell killt die Kommunikation der Aufsichtspräsidentin den gesamten Investitionsmarkt. Wer investiert schon in ins Unbekannte steigende Zinsen hinein? Nur wer muss.
Während Aschermittwochs die Luftschlangen der Fastnacht verbrannt werden und in Form von Aschenkreuzen den Mummenschanz beenden, wärmen sich die Schuldenritter weiterhin (endlich) am lodernden Inflationsfeuer unserer Euroscheine. Die Leitzinserhöhungen sind beim Sparzins übrigens kaum zu sehen – wundert es jemanden? Jedes Vertrauen lässt sich auf diese Weise schnell zerstören.
Lagardes paradoxester Satirebeitrag sind die EZB-Regulations-Inquisitoren. Sie legen mit erratischem Generalverdacht Banken quer durch Europa in kaum mehr nachvollziehbare Regelketten. Diese Inquisitoren haben den EZB-Liquiditätsschlauch für die Finanzmärkte mit Bravour verknotet. Mag dieser Gruppe auch viel zu verdanken sein, sie gehört gebremst. Der Kapitalmarkt Europas braucht wieder Bank-Unternehmertum und keine schneidlosen EZB-Knechte. Die grüne Transformation, Inflation, Energie und Innovation müssen finanziert werden. Diese Aufgaben anderen windigen Playern zu überlassen wäre unklug.
Die Hauptversammlung der EZB wäre mithin eine spektakuläre Stunksitzung, die kaum ein “normaler” Vorstand im Amt überstehen würde. Als Falken würden die Finanzminister Magnus Brunner und Christian Lindner ihren Opernball-Frack ablegen und die rhetorische Axt zücken. Aktionäre wären gespannt. Aber wahrscheinlich ist es eine virtuelle Hauptversammlung an einem Fenstertag.
Veröffentlicht im Börsen Kurier am 22. Februar 2023 von:
Florian Beckermann
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