Sparen wir uns die Einleitung: Es geht um Energie, Nachhaltigkeit und Inflation. Die Verunsicherung umfasst nicht nur die Anleger. Das Verlangen nach Umsetzungsstärke, ja wirkungsmächtiger Guidance ist gefragt. Manche politische Reform gehört auf den Müll, manches beschleunigt. Es braucht Prioritätensetzung. Ein paar Antworten dazu:
Energie. Die heimische Energiestrategie war jahrelang fast alternativlos. Jetzt ein schnelles Wendemanöver zu steuern, gelingt bei keinem Milliarden-Tanker auf der Welt – siehe OMV, Shell, usw. Die Preise für Energieträger sind aktuell massiv gestört, ein Kostenschock. Ob man mit speziellen Kriegssteuern marktinherente Gewinne der Ölkonzerne abschöpfen sollte, sei dahingestellt. Der Konsument zahlt ohnehin. Ein weiterer Teil im Steuerhilfen-Puzzle ist die österreichische Lösung. Einfacher wäre, das korrekte Funktionieren des Marktes sicherzustellen. Das ist die richtige Guidance.
Nachhaltigkeit. Die Energiewende dauert und ist teuer – ein langwieriger notwendiger Kostenschock. Hier geht nichts schnell. Die Energiewende wird Wachstum erzeugen, besonders in Österreich.
Fraglich ist, ob mit der Lieferkettenidee dem Transformationsprozess der Wirtschaft aktuell geholfen wird. Die Restrukturierung der europäischen Lieferketten-Vorgaben kann die aktuellen Rohstoff- bzw. Zulieferfragen angehen. Manche Pläne gehören überdacht, wenn sich die Zeiten ändern.
Inflation. Aktuell rund 6% Inflation sind ein Anleger-Horror. Das Inflationsbekämpfungsziel verschläft die EZB. Man toleriert die Energiepreis-Inflation. Die Präventionen für Preissteigerungen durch Nahrungsmittel-, Rohstoff- oder Chipmangel fehlen; für Nachhaltigkeitskosten ebenso. Die De-Globalisierung der Wirtschaft lässt eine Rezession zusätzlich anklopfen.
Klar ist jetzt schon: Kleinere und mittlere Einkommen werden staatliche Hilfen brauchen. Die Inflations-nivellierende Abschaffung der kalten Progression gehört national längstens umgesetzt. Weitere starke Signale sind von Nöten.
Alle drei genannten Problemfelder wirken auch additiv. Für einen sachgerechten Arbeitsprozess muss priorisiert werden. Dies mündet letztlich in einer umfassenden strategischen Neuausrichtung der Politik, die Wirtschafts-, Nachhaltigkeits- und Sicherheitsinteressen adressiert.
In Deutschland liest man bereits von der Notwendigkeit eines neuen Koalitionsvertrags. Fakt ist, ohne die Berücksichtigung der „Zeitenwende“ wirken manche Maßnahmen wie Flickwerk.
Echte Guidance braucht eine umfassende Strategie.
Veröffentlicht im Börsen Kurier am 23. März 2022 von:
Florian Beckermann
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